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EE: Mein elektrisches Einrad und ich


hardy_harzer

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Dass elektrische Einräder in Deutschland trotz weiterhin fehlender Regulierung für Fahrzeuge ohne Lenk- und Haltestange nicht stillstehen, soll dieser aktuelle Artikel unterstreichen. Unseren Gastautor habe ich in einem der unzähligen Chats im Netz kennengelernt, wo sich die Community über Technik, Ausfahrten und Neuerungen im Bereich des Electric UniCycle austauscht. Dieser Bericht soll den Entscheidungsprozess des 50-jährigen Autors auf dem Weg zum passenden Einrad beschreiben, aber auch gleichzeitig Fragen und Missverständnisse von Kritikern ausräumen. Auch war es ihm in diesem Artikel wichtig, Tipps für interessierte Anfänger zu geben z.B. welches Fahrzeug für Einsteiger am besten geeignet ist und welche Fehler besser gleich von Anfang an vermieden werden sollten. Aber nun übergebe ich an meinen geschätzten Gast!

Warum fahre ICH ein Electric Unicycle ?

Ich war damals schon länger auf der Suche nach einer kostengünstigeren und umweltfreundlicheren Alternative, als mit meinem PKW zur Arbeit zu fahren. Jetzt könnte man einfach sagen “nimm doch das Fahrrad wie alle anderen auch!” Das habe ich auch über viele Jahre getan, aber was mich über die Zeit am meisten genervt hat, war immer am Ziel im völlig verschwitzten Zustand die Suche nach einem sicheren Stellplatz. Im Winter gab es die zusätzliche Möglichkeit, Fahrräder in unsere Betriebshalle zu stellen, was in vielen Fällen eher ungünstig war, da diese meist im Weg standen und deshalb immer wieder „umgeparkt“ werden mussten. Mein Biorad gegen ein Pedelec zu tauschen in der Hoffnung, weniger Schweiß zu produzieren, kam für mich nicht in Frage, da das Abstellproblem weiterhin im Raum stand.

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Mein Weg zur Arbeit ist total genial, ich habe 3 Möglichkeiten: Zwei verschiedene Routen per Radweg oder direkt durch den Wald. Beide Routen über Radwege sind in etwa 7 km lang und durch den Wald verkürzt sich der Weg auf 5 km. Leider kreuze ich per Radweg einige Male einen Kreisverkehr und verschiedene Kreuzungen, was mir aus aktueller Zulassungssicht und möglichen Kontakten mit anderen Verkehrsteilnehmern als zu riskant erscheint. Jeder Nutzer eines elektrischen Einrads weiß vermutlich, was ich damit sagen will. Deshalb ist für mich persönlich der Waldweg die bessere und eigentlich auch sicherste Route auf dem Weg zur Arbeit.

Welches Rädchen hätten sie denn gern?

Aber wie fing eigentlich alles an? Auf der Suche nach einem Upgrade zu meinem Fahrrad kam für mich immer nur etwas 100% Elektrisches in Frage. Was zusätzlich klein & kompakt ist und mit dem ich sicher Wald- und Schotterwege befahren kann. Natürlich sollte dem Fahrzeug auch ein Hindernis in Form eines Randsteins beim Überqueren von Straßen nichts ausmachen. Das war es auch schon für den Anfang!

Also im Internet bei diversen deutschen Onlineshops nach Einrädern geschaut. Dabei fiel mir schnell auf, dass es nicht „das eine Rad“ gibt, sondern diese stark in Form, Größe, Gewicht, Ausstattung und Preis variieren. Puuh, war es vielleicht doch der falsche Weg, so naiv einzusteigen? Besser doch im ersten Schritt einem „E-Scooter“ den Vorzug geben? Diese Idee habe ich aber doch schnell wieder verworfen, da mich bei vielen Elektrokleinstfahrzeugen die kleinen Räder abgeschreckten. Auch die Größe des Fahrzeugs im zusammengeklappten Zustand plus dem damit verbundenen Ein- und Ausklappen am Ziel haben mich schnell wieder davon abgebracht.

Durch die Werbung eines Onlineshops wurde mir am Ende doch das richtige elektrische Einrad „Ninebot One S2“ als großartiges Einsteigerfahrzeug angeboten. Das Teil hatte mit einer Radgröße von 14 Zoll ein sehr viel größeres Rad als ein E-Scooter und war in meinen Augen zusätzlich sehr kompakt. Damit war Problem Nr. 1 gelöst, aber sofort erschien Problem Nr. 2: Wie fährt man ohne Lenker und sichtbaren Bremsen so ein elektrisches Einrad? OK, erstmal egal. Neu für 500 € mit 30 Tagen Rückgabe – gekauft!

20231101 175536 1Sammlung verschiedener elektrischer Einräder

wie man es besser nicht macht

Wenige Tage später brachte der DHL Bote ein ziemlich großes Paket zu mir nach Hause. Nach dem Auspacken kam aber dann doch ein sehr viel kleineres Fahrzeug zum Vorschein. Einschaltknopf gedrückt und siehe da, es hält die Balance und stabilisiert sich selbst. In den meisten Fällen lese ich nicht sofort die Bedienungsanleitung, aber in diesem Fall gab es gleich viele nützliche Tipps z.B. die zusätzliche App des Herstellers auf dem Handy zu installieren und per Bluetooth mit dem Fahrzeug zu verbinden. Hey, das ging schnell! Aber das wars dann auch erstmal wieder, was schnell an der Sache ging.

Mit viel Respekt vor der ersten Fahrt kramte ich also meine Protektoren und Helm vom Inline-Skaten aus dem Schrank. Mit den ersten Tipps aus App und Bedienungsanleitung für Anfänger versuchte ich mich, allein auf das elektrische Einrad zu stellen. Boing, sehr großer Fehler! Also im zweiten Versuch in einen schmalen Gang, mit den Händen links und rechts an der Wand, das Aufsteigen üben. Naja, das funktionierte auch nicht wirklich. Es war schon lustig zu beobachten, dass das Einrad die Stabilisierung bereits übernommen hat, mir aber gleichzeitig der eigene Kopf sagte, diese gefühlt wackelige Situation zusätzlich mit Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen des Körpers auszugleichen, obwohl bereits alles vom Fahrzeug ausgeglichen wurde.

Für Außenstehende sieht es vermutlich so aus, als würde man unter einem ständigen Einfluss von regelmäßigen Stromschlägen stehen. Dieses Spektakel endete abrupt mit dem Absteigen des völlig entnervten Fahrers. Mist! Irgendetwas, mache ich noch falsch, nur was? Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte dann doch der erlösend Klick im Kopf ein und ich stand einigermaßen ruhig auf dem Einrad. Juhu! Was für ein Erfolgserlebnis. Wie war das? Mit dem Oberkörper nach vorne lehnen, um zu beschleunigen und zurückzulehnen, um zu bremsen? Rückblickend kann ich sagen, dass auch eine gewisse Geschwindigkeit benötigt wird, um die Balance halten zu können. Selbst für geübte Fahrradfahrer sind 6 km/h eine ziemlich wackelige Angelegenheit. Per Konfiguration in der App ist das EUC am Anfang auf 6 km/h begrenzt. Was bestimmt mit einer guten Absicht geschieht und schnellere unkontrollierte Kurzfahrten verhindert. Aber es macht eine stabile ruhige Erstfahrt eigentlich unmöglich. Zusammenfassend würde man meinen „Geschwindigkeit bringt Sicherheit!“ Aber zurück zum schmalen Gang, mit beiden Händen an den Wänden: mit dem einem Fuß auf einem Pedal und mit dem andern, wie beim Tretroller versucht zu schieben.

Ich bin einfach zu alt für den Schei…

Was ist das denn für ein Mist! Es funktioniert einfach nicht. Im nächsten Schritt dann komplett mit beiden Füssen auf die jeweilige Pedale. Oh, das geht schon besser! Immer schön zwischen den Wänden entlang, rauf und wieder runter. Die Strecke, in der ich „fahre“, ohne dass ich mich abzustützen muss, wird Stück für Stück immer länger. Nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich, ohne die Füße von den Pedalen zu nehmen, die kompletten 5m des Gangs zurücklegen. Level 2: jetzt geht es in den abgeschlossenen Innenhof, ohne helfende Wände auf Armlänge. Au man, was für ein Kampf und wie wackelig das Ganze plötzlich wird. Meine Euphorie ist wieder komplett verflogen, das wird wohl doch nie was! Mit 20 hätte ich das locker geschafft, aber jetzt im Alter?  Tja, dann meldet sich plötzlich die App auf meinem Smartphone. Was steht da? Ich kann den Modus jetzt ändern auf „Fortgeschritten“. Okay das mach ich dann mal, obwohl ich keinen richtigen Meter über den Hof fahren kann, aber egal. Im nächsten Modus ist das Fahrzeug nun auf 12 km/h begrenzt und siehe da ICH  FAHRE, also sagen wir mal, ich fahre einigermaßen stabil, wenn es geradeaus geht.

Jetzt ist der Fortschritt plötzlich enorm, 50 Meter am Stück bis der Hof zu Ende ist Ach ja, das Üben in Halbschuhen erwies sich im Nachhinein als eine schlechte Wahl. Durch das regelmäßige unfreiwillige Absteigen, blieb ich sehr oft mit den Knöcheln an den Pedalen hängen, was dann irgendwann ziemlich schmerzte. Höhere Schuhe zum Schutz der Knöchel sind wesentlich besser und vor allem schmerzfreier am Abend.

Level 3: jetzt übe ich das Fahren in einer Kurve. Warum geht das in die eine Richtung besser als in die andere? Als erfahrener Segelflieger kenne ich dieses Phänomen nur zu gut. Als Anfänger hatte ich damals auch unbewusst im Aufwind meine Schokoladenseite. Das liegt in meinen Augen daran, ob man Links- oder Rechtshänder ist. Die eine Seite geht dann oft viel einfacher von der Hand. Somit gleich gegensteuern und ganz viele Kurven auf der schwächeren Seite üben. Am Ende konnte ich dann den Hof schon eine längere Zeit befahren, ohne abzusteigen und mein erster Tag als Einradfahrer lag mit schmerzenden Knöcheln hinter mir! Nun hatte mich der Ehrgeiz gepackt, vergessen war das Problem mit dem Alter und den alten Knochen! Hatte ich schon erwähnt, dass man offen für neues sein sollte? Nein? Check, hiermit erledigt.

img 20220801 wa0000Auf jeder Reise ist das Einrad dabei

und siehe da! Du kannst es

Am zweiten Tag nun aber raus aus dem plötzlich viel zu kleinen Hof! Aber wohin? Mit meinem Übungslevel kann ich unmöglich irgendwo fahren, denn ich will niemand gefährden oder in eine brenzlige Situation geraten. Also mein kleines kompaktes EUC in die Seitentasche am Fahrrad verstauen und einen großen Platz in der Umgebung suchen. Am Wochenende gibt’s doch immer leere Discounter-Parkplätze oder den der örtlichen Schule, wo viele Kids bereits das Fahrradfahren gelernt haben. Hauptsache man ist allein und niemand schaut zu. Die App meldet sich wieder: der „Sportmodus“ ist jetzt verfügbar. Natürlich sofort umgestellt! 20 km/h sind nun möglich, was für eine Geschwindigkeit. Egal wie unsportlich man auch ist, bei dieser Geschwindigkeit kann man noch immer problemlos vom EUC absteigen, ohne zu stürzen. Oder anders gesagt, man rennt die Geschwindigkeit des Abstiegs einfach aus.

Nach etlichen Tagen des Übens auf dem Fahrradplatz fühlte ich mich schon so sicher, dass ich zukünftig ohne mein Fahrrad sondern nur per elektrischem Einrad dorthin gefahren bin. Bitte übt das Anfahren und Anhalten sorgfältig, denn es ist in meinen Augen ein zentraler Punkt bei der Nutzung des EUC. Ok, nun wollte ich aber auch zeigen, was ich kann und präsentiere mein Können interessierten Zuschauern. Dies erhöhte meinen persönlichen Druck, ähnlich wie eine kleine Prüfung. Man verhält sich einfach anders und schaut selber genauer drauf, wie man fährt und wo es noch hakt. Wenn es am Ende für einen selbst und allen Zuschauer für einen „Daumen hoch!“ reicht, dann klappt es hoffentlich auch auf größeren Strecken. Ab jetzt kommt zusätzlich die Kontrolle des Akkustandes hinzu. Dies kann bequem per App und Smart Watch am Handgelenk abgelesen werden. Alles andere lenkt einfach zu stark ab und ist gefährlich. Wie weit komme ich noch mit dem letzten Rest und wann sollte man sich Richtung Heimat begeben. Am Anfang kann es auch schon vorkommen, dass man zum Schluss sein Einrad nach Hause schiebt.

Geschwindigkeit bringt Sicherheit

Meine persönliche Sicherheit mit dem EUC zu fahren, steigt mit jedem Tag. Leider ergeben sich daraus neue Probleme. Wenn z.B. durch das ständige Einklemmen des Rads zwischen den Beinen die Füße müde werden oder teilweise einschlafen, sollte man frühzeitig absteigen, pausieren und sich die Beine vertreten bis man wieder fit ist. Müde Füße machen das Lenken träge und bergen eine gewisse Unsicherheit bei der Nutzung. Also unbedingt vermeiden!

photo 5190654667015710193 yImmer das Handgelenk photo 5190654667015709586 ybei einem Unfall oder Aufprall photo 5190654667015709536 ystabilisieren und schützen

Endlich war der Tag gekommen, an dem ich meine erste Tour auf Schotterwegen und Trampelpfaden durch den städtischen Wald unternahm. Das Fahren auf diesen Untergrund ist nochmal eine zusätzliche Herausforderung, sollte vorab geübt und mit entsprechender Ausrüstung unternommen werden; z.B. auf Schotter fühlt sich das EUC während der Fahrt schwammig an und ist damit schwerer zu handhaben.

Level 05 würde ich es vermutlich am besten beschreiben. Leider kommt man in diesem Terrain mit einem 14 Zoll Rad sehr schnell an seine Grenzen. Zusätzlich ist durch mein Gewicht von 90 kg auch der Reifen auf das Maximale aufgepumpt. Infolgedessen bleibt das Rad an Hindernissen, die höher als 3 cm sind, einfach stehen und man läuft/rennt unfreiwillig den Pfad weiter. Das kann durch leichtes Anheben des Rades mit den Beinen kompensiert werden, aber auch das will sehr wohl geübt und beherrscht werden, d.h. Wurzeln oder ein größerer Stein und das EUC steht. Wer auf solchem Untergrund unterwegs ist, sollte dies unbedingt immer im Kopf behalten und einen Helm mit Kinnschutz tragen.

Auch im Wald kommt einem immer mal wieder ein Radler oder Wanderer entgegen, deshalb immer Rücksicht nehmen und anhalten bzw. besser sogar kurz absteigen. Erst wenn der Weg wieder komplett frei ist, erneut weiterfahren. Auch hier zeigt meine Erfahrung per Fahrrad oder Einrad: Rücksicht gegenüber anderen ist sehr wichtig, also immer schön defensiv fahren! Außerdem kommt bei der Nutzung eines elektrischen Einrads in der Öffentlichkeit oft die Frage auf „Hallo! Was fahren Sie denn da?“ und man findet sich direkt in einem interessierten Gespräch wieder.

Zum ersten Mal zur Arbeit

Genau, dafür wurde es gekauft! Jetzt wird es also ernst, das Fahrrad kommt ab heute in die Garage. An diesem Morgen wie immer vor der Fahrt mit dem Einrad meine Schutzkleidung angelegt und den Helm aufgesetzt. Natürlich war ich schon etwas aufgeregt und habe mir deshalb sehr viel Zeit für die Strecke über 5km durch den Wald zur Arbeit gelassen. Wenn man so früh und „elektrisch leise“ durch den Wald fährt, nehmen einen sogar die Tiere sehr viel später wahr als gewöhnlich zu Fuß. Durch mein regelmäßiges Training im Vorfeld war die Waldpassage am Ende doch eine recht einfache Übung. Zwar überprüft man ständig den Weg auf Äste oder andere Blocker, aber dennoch war meine erste „dienstliche“ Fahrt durch den Wald recht entspannt.

Am Ende noch etwas Betonuntergrund, aber alles easy. Die Kreuzung über die Hauptstraße, an der ich von Anfang an immer geschoben habe, überquerte ich deshalb wie gewohnt zu Fuß. In meinen Augen auf Grund des starken Verkehrs, die sicherste Methode. Dann war ich auch schon da. Meine Kollegen schauten recht ungläubig, mit welchem unbekannten Fahrzeug ich da fahre. Wie gewohnt, setzte sofort die bekannte Diskussion ein, was ich da fahre und ob so ein Gefährt überhaupt sicher ist. Lassen wir das erstmal außen vor. Mein Ziel, nicht mehr verschwitzt anzukommen und das Einrad in meinem Spind verstauen zu können, hatte ich erreicht! Für mich ein tolles Gefühl und der Weg war offen für Fahrten zum Schwimmbad oder Fitnessstudio, wo ich auch das Rad bequem im Spind verwahren konnte. Keine Angst mehr, dass mein teures Fahrrad gestohlen wird.  

Später begleitete mich mein EUC regelmäßig auf meinem LKW und wurde ein fester Bestandteil in meinem fahrenden Büro. Da mein LKW oft länger auf einer Baustelle genutzt wird, kann ich parallel schnell und einfach mit dem EUC zum Brotzeitholen oder zu einer öffentlichen Toilette fahren. Das spart mir Zeit und ist für meinen Einsatz auf ganzer Linie ein Erfolg. Was mir vorab gar nicht so bewusst war: es macht richtig Spaß, auf diese Weise unterwegs zu sein. Manchmal bin ich in der Mittagspause spazieren gefahren, um die oft für mich noch unbekannte Umgebung der Baustelle zu erkunden.  

20230610 101907Ach ist das Einrad schön!

Is There Anybody Out There?

Warum ich erst jetzt auf die Idee gekommen bin, per Online Kleinanzeige nach gebrauchten Einrädern zu suchen, fragen Sie mich nicht. Vielleicht zu fokussiert? Whatever … jedenfalls eröffnete sich für mich nun eine völlig neue Art von Auswahl an Fahrzeugen und Preisen. Vor allem habe ich damals über diesen Weg gleichgesinnte Nutzer von elektrischen Einrädern kennen gelernt und bald ein gebrauchtes 16 Zoll Rad erworben. Auch schrieb ich immer wieder Leute an, um Fragen zu stellen, ohne etwas kaufen zu wollen. Hier wurde mir dann auch zum ersten Mal mitgeteilt, dass das Fahren eines EUC in Deutschland illegal ist und mit empfindlichen Strafen geahndet wird (Anmerkung: Zum Thema Polizei und Strafe haben wir diesen

Externe Links nur für Mitglieder sichtbar
verfasst). Mein neu erworbenes 16 Zoll Einrad war für mich ein riesiger Sprung in Richtung Sicherheit und Reichweite. Flache Randsteine stellten kein Problem mehr da und auch 5-6 cm hohe Hindernisse wurden problemlos überrollt. Die Reichweite hat sich fast verdreifacht und Fahrten von 50-60 km waren ab jetzt möglich. Zusätzlich hat es einen Griff zum Herausziehen und macht es möglich, Das Fahrzeug im Gehen wie einen kleinen Rollkoffer vor sich herzuschieben. Bei meinem ersten 14 Zoll Rad gab es dies leider nicht; da hatte man nur einen Griff zum Tragen des 12 kg schweren Gefährtes. Obwohl das 14 Zoll Rad alle meine Voraussetzungen erfüllte und in jeden Spind passte, wurde es schneller als gedacht durch das größere 16 Zoll EUC abgelöst. Zum Lernen für Einsteiger ideal, aber im Alltag ist das 16 Zoll im Längen besser.

EUC lernen besser gemacht

Natürlich blieben die von mir geschilderten Situationen auch innerhalb meiner Familie nicht unbemerkt. Durch meine anfänglichen Erfolge wurde schnell das Interesse meiner beiden Kinder geweckt. Diese waren damals 14 und 16 Jahre alt. Natürlich mussten auch sie ihre Sicherheitsausrüstung vom Inline-Skaten anlegen, bevor es losgehen konnte. Im besagten Innenhof habe ich das Fahrzeug erklärt und auf 12 km/h begrenzt. Per Führung an der Hand, übten die Kids Auf-/Absteigen und das Fahren an der Hand. Als sich das erste Mal das berühmte Rollen auf dem Rad einstellte, konnte ich direkt das Strahlen in ihren Gesichtern sehen. Danach ein wenig Kurven und im Kreis fahren, um weniger zu laufen und final im letzten Schritt, wie damals beim Fahrradfahren lernen, den Griff langsam gelockert und die ersten selbständigen Fahrten zugelassen. Später war ich nur noch die Stütze und nach einer Stunde konnten sie schon allein kurze Strecken fahren.

Um zusätzlich Verletzungen vorzubeugen, sind wir dann auf eine gemähte Wiese gewechselt und hier konnten sie dann ausgiebig ohne mich üben. Das war es dann auch schon! Einfach unglaublich, wie lange ich damit rum gemacht habe! Ich hätte mir vielleicht einfach im Vorfeld diese Tipps aus Videos heraussuchen sollen, die ich später meinen Kids gegeben habe. Das hätte mir viel Zeit und Frust erspart, aber die Idee ist mir leider viel zu spät gekommen. Jetzt könnte man sagen, wenn man jung ist, lernt man schneller … aber ich denke vielmehr, wenn jemand Einrad fahren kann und das jemanden verständlich vermittelt, ist dies der Schlüssel zum schnellen Erfolg und sicheren Lernen.

Ich hätte mir ganz viele blaue Flecken und schmerzliche Verletzungen gespart, wenn ich diese Hilfe bei meinem Start gehabt hätte. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich diese Möglichkeit zum Schreiben des Artikels bekomme und euch da draußen von meinen Erlebnissen berichten kann.

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Nie wieder ohne

Ich kann mir meinen persönlichen Alltag ohne EUC nicht mehr vorstellen! Es ist kompakt und man kommt schnell von A nach B ohne zu schwitzen. Mein PKW wird wesentlich weniger bewegt, was mein persönlicher Beitrag zur Verkehrswende ist. Im Vergleich zum Einrad kostet mich die Fahrt von 14 km hin und zurück mit dem Auto zur Arbeit ca. 1,00 – 1,50 Euro Bezin ohne Berücksichtung der Unterhaltskosten pro Jahr. Mit dem EUC kann ich zusätzlich kürzere und entspanntere Wege fahren und der Arbeitsweg von 10 km durch den Wald kostet mich ca. 5-10 Cent die ich an meinen Stromnetzanbieter bezahlen muss. Von der reinen Fahrzeit brauche ich aber 4 Minuten länger für Hin-/Rückweg, welche ich aber sehr gerne in Kauf nehme.

Im Falle einer möglichen Zulassung und richtigen Einordnung von elektrischen Einrädern in den Verkehr, könnte man mit aktuellen Bauformen eines EUC sehr viel größere Strecken zurücklegen. Was mir erst vor kurzem bewusst wurde, ist der Zeitverbrauch im Vergleich PKW gegenüber dem Einrad. Mit dem EUC bin ich ähnlich flexibel wie mit einem Fahrrad. Natürlich fahre ich mit höherer Geschwindigkeit als mit meinem Fahrrad auf dem EUC. Diese liegt meist mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 25 und 28 km/h. On Top kommt noch mein persönlicher Spaßfaktor im Zusammenspiel mit oft schöner Landschaft. Man sieht einfach mehr, bewegt sich mit einem Tempo, das mit entsprechender Schutzausrüstung keine größeren Verletzungen zulässt. Das Fehlen eines Lenkers nehme ich in meinem Falle eher als Vorteil wahr. Man fällt eben nicht mehr über einen Lenker, sondern meist einfach nach vorne auf geschützte Knie bzw. Hände. Aber auch hier ist die Voraussetzung, dass im Vorfeld das richtige Fallen geübt wurde.

Wir sagen zum Abschluss vielen Dank für diesen sehr interessanten Bericht. Hast auch Du etwas ähnliches mit Deinem Einrad, OneWheel, E-Board oder E-Scooter erlebt dann ! Wir würden uns freuen wenn demnächst auch Dein Bericht bei uns auf der Verbandsseite veröffentlich wird.

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